Die Suche nach Prajapati, dem „Herrn der Menschen"
Er suchte Prajapati, den „Herrn der Menschen"
Sadhu Chellappa
Nie hatte er eine Kirche betreten, nie auch nur einen Satz in der Bibel gelesen. Trotzdem erkannte Sadhu Chellappa Jesus Christus als Erlöser an. Warum? Der Brahmane hatte schon als Knabe in den heiligen Schriften der Hindus gelesen – und darin einen unbekannten Gott entdeckt. Die Götterstatuen im Hindutempel waren furchterregend. Jede hielt in der Hand eine Waffe. Die eine den Krummdolch, die nächste einen Hammer, die dritte Pfeil und Bogen, und so weiter. Keine sah aus, als ob sie sich im Gebrauch ihrer Waffe nicht auskennen würde. Der kleine Chellappa hatte Angst, wenn er in den Tempel ging. Und das war jeden Tag. Oft schon am morgen früh, nicht selten bis zur Abenddämmerung. Denn Chellappas Familie gehörte zu den Brahmanen, dem Priesterstand, der höchsten Kaste der Hindus. Sein Grossvater war ein Guru.
Es war zur Zeit während dem zweiten Weltkrieg. Das Essen war dermassen knapp, dass der Junge an manchen Tagen nur abends eine Handvoll Reis erhielt. Einer der Priester fasste Zuneigung zu Chellappa und fragte ihn, ob er ihm beim Tempeldienst zur Hand gehen wolle. Der Knabe tat es. Von diesem Priester und seinem Grossvater lernte er Mantras; darunter verstehen die Hindus Textabschnitte aus den Sanskrit-Schriften, Anrufungen von Göttern oder Gebete. Eines dieser Mantras sprach Chellappa jeden Morgen: „Gott, ich bin in Sünde geboren. Meine Taten sind die eines Sünders. Durch meinen Mund begehe ich Sünde. Mit meinen Augen begehe ich Sünde. Durch mein Reden begehe ich Sünde. Mein Magen verleitet mich zur Sünde..." Und so ging das Gebet weiter, bis zu den letzten Worten: „Herr, ich weiss nicht, wie ich der Sünde entrinnen kann. Komme du und befreie mich vom Band der Sünde." Wenn er diese Worte gesprochen hatte, nahm er sein Bad und lief, entsprechend der rituellen Vorschrift, in nassen Kleidern zum Tempel. Dort begann er, in einem Sprechgesang Namahas zu rezitieren, Anrufungen von Göttern, die das Lob ihrer übernatürlichen Eigenschaften verkündeten. So handelte er während Jahren, doch was er sagte, verstand er nicht. Eine Frage liess ihm keine Ruhe: „Wenn mich der Tod ereilt, wohin geht dann meine Seele?"
Sprechgesänge hallten durch die Nacht
Als Chellappa zehn war, starb sein Grossvater. Die Priester des Tempels kamen ins Haus, ebenso befreundete Brahmanen, auch einige angesehene Gurus. Acht Tage lang rezitierten sie Mantras, Tag und Nacht, ohne Unterbruch, damit die Seele des Verstorbenen Frieden fände. Für Chellappa bedeutete das Freude und Trost zugleich. Nicht nur lag darin der Beweis, dass mit seinem Grossvater ein weitherum angesehener Mann dahingegangen war, er glaubte zutiefst, dass dessen Seele nun Frieden gefunden habe. So kam der Junge über seinen Schmerz hinweg. Der Todestag jährte sich. Wieder kamen die Priester und Brahmanen. Genau wie im Jahr zuvor hallten ihre Sprechgesänge durch die Nacht. „Grossmutter, wozu beten sie?" wollte Chellappa wissen. „Die Seele von Grossvater ist schon lange im Himmel." Die Grossmutter sah in an: „Das wissen wir nicht." Eines Tages lief ein Hund durch die Haustür herein, schnappte sich einen Pantoffel, der einst Grossvater gehört hatte, und trottete davon, die Beute in der Schnauze. „Seht", rief Chellappa, „der Hund hat sich Grossvaters Schuh geholt." „Lass ihn", sagte die Grossmutter, „vielleicht ist dein Grossvater jetzt ein Hund."
Im Tempel erklärten ihm die Priester, die Seele nehme nach dem Tod eine neue Form des Lebens an. Welche? Tier, Vogel, Pflanze, Baum, Insekt oder Stein? Niemand vermochte es zu sagen. In der Schule, die Chellappa besuchte, lernte er Sanskrit, denn er wollte die heiligen Schriften lesen. Im Tempel hörte er die Lehren der Gurus. Einem dieser Lehrer diente er als Schüler, wusch seine Kleider, machte Einkäufe für ihn und hütete dessen Kinder. Das Gleiche taten auch die anderen Schüler. Im Gegenzug unterwies sie der Meister in Meditation und in den heiligen Schriften der Brahmanen. Sein Unterricht geschah mündlich. Der Guru trug vor, die Schüler merkten sich seine Lehren. Ergaben sich Fragen, beantwortete sie der Meister, und der Unterricht ging weiter.
„Lies die Veden“
Niemand stellte so oft Fragen wie der zum Teenager herangewachsene Chellappa: „Swami[1], wenn ich sterbe, wohin geht dann meine Seele?" Sein Guru wies ihn an, den Rig Veda zu lesen. Diese älteste aller Sanskritschriften gilt den Hindus als das heiligste der Bücher (auch wenn heute das Ramajana oder die Bhagavat Gita besser bekannt sind). Der Rig Veda enthält Hymnen zu Ehren der Gottheiten der Arier, des altpersischen Adels, der das Industal vor über zweieinhalbtausend Jahren eroberte. Die Arier waren es auch, die später das Kastensystem einführten und sich als Brahmanen zur religiösen, intellektuellen und politischen Elite machten.
Und dieses Buch begann Chellappa nun zu lesen. Schon das erste Kapitel überraschte ihn. Die Gottheiten, die kultisch angerufen wurden, waren lauter Naturkräfte. Agni, das Feuer, Vayu, die Luft, Varuna, der Regen, Usha, der Tau. Das waren gar nicht Brahma, Vishnu und Shiva, jene Gottheiten, welche die Hindus heute am höchsten verehren. „Meister", stellte er seinen Guru zur Rede, „wenn der Rig Veda unser heiligstes Buch ist, sollte ich dann nicht viel eher Varuna und Agni statt Vishnu und Brahma anbeten?" Die Frage gefiel dem Meister nicht. - Eines Tages las Chellappa im neunten Kapitel des Yazur Veda: „Jene, die Götzen und ihre Bildnisse anbeten, werden in die Dunkelheit eingehen." Ein mulmiges Gefühl überkam ihn. „Wenn der Mann, der das geschrieben hat, Recht hat, dann müssten wir als erstes den Tempel schliessen." Und eindringlicher denn je beschäftigte ihn die Frage: „Wohin geht meine Seele, wenn ich sterbe?"
Einer der Götter hiess „Herr der Menschen“
Unter den Gurus und Priestern der Gemeinschaft wurde der junge Student zusehends unbeliebter. Sie hielten ihn für stolz, aufmüpfig, einen Götterverächter, oder schlicht für zu jung, Fragen von solcher Tragweite zu stellen. Chellappa blieb immer häufiger allein mit seinen Gedanken, und allein studierte er um so hartnäckiger in den Schriften... Nicht nur in den vedischen (Rig, Yazur, Sama und Atharva Veda), sondern auch in den Upanischaden (Kommentaren), Agamas (Gesetzen) und Ariniakas (Philosophien). Dabei entdeckte er einen Gott, der Prajapati genannt wird. ‚Praja‘ heisst Mensch, ‚Pati‘ bedeutet Herr, also war der Name ‚Herr der Menschen‘. Dieser Gott hatte noch einen Beinamen: Purusha, der (grosse) Mensch. Von ihm stand geschrieben, dass sein Opfer die Schuld der Menschen hinwegnehme.
Chellappa kannte diesen Gott nicht. Aber es gelang ihm, aus den Schriften zehn seiner Eigenschaften herauszufinden. Wenn Prajapati in der Gestalt des Purusha die Welt besucht, wird er
- niskalanga Purusha sein, ein sündloser Mensch. Er wird
- von seiner Familie getrennt.
- Sein eigenes Volk wird ihn ablehnen.
- Auf seinem Haupt wird man eine dornige Pflanze setzen.
- Er wird an einen Baum gebunden, der aussieht wie ein trishul, eine Art Speer mit drei Spitzen.
- Blut wird aus seinem Leib strömen.
- Er wird sterben, aber seine Knochen bleiben ungebrochen.
- Er wird ins Leben zurückkehren.
- Sein Fleisch wird er den Göttersöhnen als Speise anbieten, und
- alle Arten von Menschen werden seinen Leib bilden. Chellappa stutzte. Er kannte eine ganze Reihe von Inkarnationen (Götter, die menschliche Gestalt annehmen), aber das geschah immer, um jemanden auf dieser Welt zu verfolgen und zu töten. Und so gross seine Anstrengungen auch waren, er fand keinen Prajapati.
Der unbequeme Student wird Atheist
Die Jahre vergingen. Chellappas unbequeme Fragen, sein eigenwilliges Forschen und sein „schädlicher" Einfluss auf die Mitstudenten brachten die Gurus und Tempelpriester schliesslich dazu, den 22jährigen wegzuschicken. Menschlich enttäuscht und intellektuell desillusioniert schloss er sich einer Gruppe von Atheisten an. Chellappa war ein begabter Redner. Schon bald übergaben ihm die anderen Gruppenmitglieder in den öffentlichen Versammlungen das Mikrophon. „Es gibt weder Gott, noch eine Religion, noch eine Rechtfertigung für das Kasten-System", verkündete er fortan. Ein gebildeter Mann solle ein einfaches Mädchen heiraten, die reiche Frau den armen Mann, und der Hellhäutige eine Angehörige der schwarzen Rasse. „Wohin soll das führen, wenn der Reiche, Schöne und Gebildete sich nur mit Seinesgleichen einlässt?"
Ein Onkel Chellappas besuchte eine dieser Veranstaltungen und hörte sich die Rede seines Neffen an. „Sprich ruhig weiter so", machte er sich lustig, „wenn es drauf und dran kommt, nimmst du ja doch ein hübsches, reiches Mädchen." Chellappa ärgerte sich: „Ich bin ein Mann des Wortes und der Tat. Ich werde genauso handeln, wie du es heute abend gehört hast." „Wir werden ja sehen", meinte der Onkel.
Heiratsvermittlung
Der ungezügelte Lebensstil ihres Sohnes bereitete der Mutter Chellappas bald einmal Sorgen. Die Ehe, so dachte der Familienrat, würde ihn wieder zur Vernunft bringen. Heiratsvermittlung war im Indien der 60er Jahre fast ausschliesslich eine Domäne der Eltern und nahen Senior-Verwandten. Der Onkel schaltete sich prompt in die Bemühungen ein und suchte, eingedenk der Theorien seines Neffen, nicht ganz nach den Regeln der Konvention. Eines abends besuchte er Chellappa. „Da gibt es ein Mädchen", begann er, „eine Christin... Nicht gerade schön zu nennen. Sie ist vier Jahre älter als du. Kaum gebildet. Ihre Mutter ist tot und ihre jüngere Schwester schwachsinnig. Deshalb hat bisher keiner sie zur Frau nehmen wollen. Wenn du es tust, werde ich anerkennen, dass du nicht nur grosse Worte machst, sondern auch danach lebst." Chellappa heiratete die Frau.
Sein Lebensstil allerdings änderte sich nicht. Das Gehalt, das er als Beamter beim Bahnpostdienst von Bangalore bezog, war schmal. Als geschickter Spieler, dachte Chellappa, würde es ihm vielleicht gelingen, rasch an Geld zu kommen. Das Gegenteil war der Fall. Nun versuchte er sein Glück in Wettbüros. Die Schulden häuften sich. Den Zahlungsunfähigen zog man vor Gericht. Darauf begannen „alte Freunde", sich von ihm zu distanzieren. Eines Morgens nach dem Aufstehen hustete er Blut. Man röntgte ihn im Krankenhaus. Die Ärzte stellten fest, dass beide Lungenflügel mit Tuberkulose befallen waren. Geld für eine Behandlung war keines da. Der Tod war nur noch eine Frage der Zeit.
Dem Tod zuvorkommen
„Was soll ich zuwarten, bis Armut und Siechtum mich noch ganz dahinraffen," sagte sich Chellappa. „Ich werde dem Tod zuvorkommen." Auf dem Weg vom Büro nach Hause beschloss er, vom fahrenden Zug zu springen. Er ging zur Wagentür, stellte sich auf das Trittbrett, sah hinaus. Ein letzter Schritt noch... Durch einen Lautsprecher drang eine menschliche Stimme an sein Ohr: „Wer seine Verfehlungen verheimlichen will, dem gelingt nichts; wer aber sein Unrecht bekennt und aufgibt, der findet Gottes Erbarmen."[2] Der Zug raste vorüber, Chellappa konnte kein weiteres Wort verstehen. Was war das? Dieser Textstelle war er in keiner der Schriften begegnet. Neugier und ein unerklärliches Gefühl, dass etwas Grösseres als Zufall im Spiel sei, hielten ihn vor dem tödlichen Schritt zurück. Bei der nächsten Haltestelle stieg er aus und stolperte der Bahnböschung entlang zwei Kilometer weit zurück. Er fand die mysteriöse Stelle. Da standen unter freiem Himmel viele Menschen beisammen, eine grosse Versammlung. Es waren, so schien es, Christen - in den Augen des Brahmanen also Unberührbare; Menschen, die tiefer standen als die allerniedrigste Kaste. Chellappa stellte sich in sicherer Entfernung unter einen Baum. Dahin, wo der dunkelste Schatten war. Von dort hörte er zu, was der Mann am Rednerpult sagte. Der erzählte gerade ein Geschichte...
Er fand den Gott Prajapati
Von einem Gott war die Rede, der war der Schöpfer aller Dinge. Aber er blieb nicht wie Gott. Er wurde ein Mann und lebte wie die einfachsten Menschen. Und obwohl er nichts Böses tat und vielen half, schleppten ihn seine eigenen Landesleute vor Gericht. Seine Richter kannten keine Gnade. Der Gott wurde ausgepeitscht und angespuckt, er wehrte sich nicht. Man presste ihm einen Dornenkranz auf den Kopf, er ging ohne zu fluchen an den Ort, wo man ihn durch die Handgelenke und Füsse an ein Kreuz schlug. Sein Tod war qualvoll und lang. Man legte ihn in ein Grab, aber dann...
Gebannt hing Chellappa an den Lippen des Erzählers. Seine Gedanken wanderten zurück in jene Tage, als er den Gott Prajapati gesucht hatte. Jesus Christus war die Antwort. Der Gott, den Chellappa immer nur als westlichen Import, als Herrscher einer übers Ganze gesehen machtgierigen weissen Rasse betrachtet hatte... er war der Purusha. Das war der Prajapati. Als der Redner in die Runde fragte, wer Jesus Christus aufnehmen wollte, stürzte der schwer tuberkulöse Mann unter seinem Baum hervor und rannte vor den Augen der Menge bis zum Podium. „Ich, ich!" schrie er. Panik hatte ihn ergriffen. Er dachte, es gebe nur einen Jesus zu vergeben. Käme er nicht als Erster vorne an, sei alles verloren.
In jener Nacht kam für Chellappa die Wende. Er wurde von Tuberkulose geheilt, aber erst nach zwei Jahren, und im Angesicht des Todes. Er wandelte sich aus einem verschuldeten Mann in äusserster Not zum Vater einer Familie in bescheidenem Wohlstand. Aber auch das dauerte 13 Jahre. Chellappa wurde zu einem Missionar unter Indern und Tamilen. Seine Gelehrsamkeit in den heiligen Schriften der Hindus und der Christen hat ihm Türen geöffnet, die anderen vielleicht für immer verschlossen geblieben wären. Noch heute trägt Chellappa, wenn er geht, um öffentlich über den Glauben zu reden, safrangelbe Kleidung, die Farbe der Brahmanen. Sadhu – heiliger Mann – hat ihn zum ersten Mal eine schwedische Frau genannt. Sie wollte eigentlich Hinduistin werden und sich den Namen Sarasvati[3] zulegen, kam aber durch sein Zeugnis zurück zum Glauben an Jesus. Sadhu Chellappa ist schon mehrfach von radikalen Hindus zusammengeschlagen, mit Steinen beworfen oder verhaftet worden. Zwei Mordanschlägen ist er bisher entgangen.
Die zehn Voraussagen
Die zehn Voraussagen über Purusha Prajapati, die Sadhu Chellappa entdeckte und die auf Jesus Christus hinweisen
Sadhu Chellappa entdeckte in den heiligen Schriften der Hindus zehn Aussagen über Eigenschaften des Gott-Menschen Purusha Prajapati, die allesamt auf Jesus Christus hinweisen, wie Parallelstellen des NT zeigen:
1.
Der Prajapati wird Nishkalanga Purusha (ein sündloser Mensch) sein. (Chandogya Upanishad 1.6.6.7)
Vgl. hierzu folgende Stellen im NT über Jesu Sündlosigkeit: 1.Petr 1,18-19 Denn ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken. 1.Petr 2,21-22 Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt: der keine Sünde getan hat, auch ist kein Trug in seinem Mund gefunden worden, 1.Joh 3,5 Und ihr wißt, daß er [Jesus] geoffenbart worden ist, damit er die Sünden wegnehme; und Sünde ist nicht in ihm.
2., 3. und 4.
2. Er wird von seiner Familie abgesondert (Satpatha Brahmana 13.6.6.7 oder 13.6.2.2 ), 3. sein eigenes Volk wird ihn verwerfen (Itareya Brahmana 2.16) und 4. man wird einen Kranz aus den Ranken einer Dornenpflanze auf sein Haupt setzen. Diese Aussagen ergeben sich durch Auslegung der betreffenden Stellen und sind ohne Kenntnis der kulturellen Gegebenheiten kaum möglich. Nach Sadhu Chellappa kannten die Arier drei Formen von Opfern, von denen eines das Pferdeopfer war. Man isolierte zuerst für eine gewisse Zeit das den Göttern geweihte Tier von seinen Artgenossen und kennzeichnete es, indem man ihm einen Dornenkranz auf den Kopf setzte. Das Opfer, zur Sühne von Schuld vollzogen, so Chellappa, sei ein Hinweis auf das eigentliche Sühneopfer des Purusha Prajapati, der seinerseits ohne Fehl und Sünde war. So habe das Opferritual symbolisch die späteren Ereignisse am Karfreitag vorweggenommen. Denn Purusha Prajapati gibt sich schweigend und klaglos hin zu jenem einzigen vollkommenen Opfer (Rig Veda[4] 5.46.1).
zu 2. die wahren Verwandten Jesu: Mt 12,46-50 Als er [Jesus] aber noch zu den Volksmengen redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und suchten ihn zu sprechen. Und es sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen dich zu sprechen. Er aber antwortete und sprach zu dem, der es ihm sagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er streckte seine Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
zu 3. Ablehnung durch sein Volk: Mk 15,12-14 [Der römische Statthalter] Pilatus aber antwortete [der Volksmenge der Juden] wieder und sprach zu ihnen: Was soll ich denn mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Sie [die Volksmenge] aber schrien wieder: Kreuzige ihn! Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er denn Böses getan? Sie aber schrien über die Maßen: Kreuzige ihn! Joh 1,11 Er [Jesus] kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Joh 3,31-32 [Johannes der Täufer sagt:] Der von oben kommt, ist über allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde her. Der vom Himmel kommt, ist über allen; was er gesehen und gehört hat, das bezeugt er; und sein Zeugnis nimmt niemand an.
zu 4. die Soldaten setzten Jesus eine Dornenkrone auf: Mt 27,29 Und sie [die römischen Soldaten] flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und <gaben ihm> ein Rohr in seine Rechte; und sie fielen vor ihm auf die Knie und verspotteten ihn und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! Mk 15,16-17 Die Soldaten aber führten ihn in den Hof hinein, das ist das Prätorium; und sie rufen die ganze Schar zusammen. Und sie legen ihm ein Purpurgewand an und flechten eine Dornenkrone und setzen sie ihm auf; Joh 19,2 Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und warfen ihm ein Purpurgewand um;
5.
Man wird Purusha an einen Opferpfosten binden, der aussieht wie ein Trishul[5] (Satpatha Brahmana 3.7.3.1 in Verbindung mit einem Namaha aus dem Sahasra Namavali).
zu 5. Jesus wurde gekreuzigt: Mk 15,24 Und sie kreuzigen ihn. Und sie verteilen seine Kleider, indem sie das Los über sie warfen, was jeder bekommen sollte. Lk 23,33 Und als sie an den Ort kamen, der Schädel<stätte> genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken. Joh 19,17-18 Und er selbst trug sein Kreuz und ging hinaus nach der Stätte, genannt Schädelstätte, die auf hebräisch Golgatha heißt, wo sie ihn kreuzigten, und zwei andere mit ihm, auf dieser und auf jener Seite, Jesus aber in der Mitte.
6.
Blut wird aus seinem Leib strömen (Bruhad Aranyaka Upanishad 3.9.28.1,2). Auch diese Stelle ist voller Symbolismus. Aus der Katha Upanishad ist ein Baum bekannt, der Ashvala heisst. Dieser Baum wird ebenfalls Vanuspati genannt (Herr der Bäume). Nun wird Purusha verglichen mit diesem Baum, aus dessen Stamm, wenn er gefällt ist, viel Saft ausströmt. Vanuspati ist ein symbolischer Baum. Er hat seine Wurzeln im Himmel, und sein Geäst reicht von dort herunter bis auf die Erde.
zu 6. Blut und Wasser (Serum) strömten aus Jesu Leib: Joh 19,33-34 Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus.
7.
Der Purusha wird sterben (Rig Veda 10.81,82,90.6 und Bruhad Aranyaka Upanishad 1.4.1 und 1.2.7), aber seine Knochen werden ihm nicht gebrochen (Itareya Brahmana 2.6).
zu 7. Jesus starb am Kreuz jedoch wurden ihm die Beine von den Soldaten nicht gebrochen: Mk 15,37 Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus und verschied. Lk 23,46 Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist! Und als er dies gesagt hatte, verschied er. Joh 19,30 Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist. [...] Da kamen die Soldaten und brachen die Beine des ersten und des anderen, der mit ihm gekreuzigt war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht,
8.
Nach seinem Opfertod wird er zu neuem Leben erwachen (Bruhad Aranyaka Upanishad 3.9.28.4,5 und Satpatha Brahmana 7.1.2.1-11).
zu 8. Jesus wurde vom Tod auferweckt, er ist auferstanden von den Toten: Mt 28,5-7 Der Engel aber begann und sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Denn ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier, denn er ist auferweckt worden, wie er gesagt hat. Kommt her, seht die Stätte, wo er gelegen hat, und geht schnell hin und sagt seinen Jüngern, daß er von den Toten auferweckt worden ist! Mk 16,9 Als er aber früh am ersten Wochentag auferstanden war, erschien er zuerst der Maria Magdalena, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Lk 24,4-6 Und es geschah, als sie [die Frauen am Grab Jesu] darüber in Verlegenheit waren [als sie den Leichnam Jesu nicht fanden], siehe, da standen zwei Männer in strahlendem Gewand bei ihnen. Als sie aber von Furcht erfüllt wurden und das Gesicht zur Erde neigten, sprachen sie zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten? Er ist nicht hier, sondern ist auferweckt worden.
9.
Er wird seinen Leib den Götter(söhne)n - auch die Übersetzung ‹den Heiligen› ist möglich -als Speise geben (Satpatha Brahmana 5.1.1.1,2).
zu 9. Jesus setzte das Abendmahl ein, sein Leib und sein Blut für seine Jünger: Mt 26,26-28 Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot und segnete, brach und gab es den Jüngern und sprach: Nehmt, eßt, dies ist mein Leib! Und er nahm einen Kelch und dankte und gab ihnen <den> und sprach: Trinkt alle daraus! Denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Lk 22,19-20 Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Dies tut zu meinem Gedächtnis! Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.
10.
Der auferstandene Purusha Prajapati wird seinen Leib aus vielen Menschen formen (Rig Veda 10.90.13). Dieser Vers sagt: «Aus seinem Haupt entsprangen die Brahmanen (Denker und Priester), aus seinen Hände die Kshatriyas (Könige und Krieger), aus seinen Schenkeln die Vaisyas (Händler und Verteiler), aus seinen Füssen die Soodras (Diener und Helfer).» Diese Schriftstelle ist äusserst umstritten. Sie wurde von den Brahmanen herangezogen, um das Kastensystem zu zementieren, in dem sie selbst die höchste Gesellschaftsschicht bilden. Sadhu Chellappa - und andere (z. B. Swami Chinmayananda) - kämpfen darum, den ursprünglichen Sinn dieses Verses wiederherzustellen. Demnach sind alle Menschen gleichwertig. Sie sind Diener an Gott und der Gesellschaft. Ihr Tun und ihre Begabungen ergänzen sich. Erst zehn Jahre nachdem er diese Schriftstellen entdeckt und ausgelegt hatte, las Sadhu Chellappa zum ersten Mal in der Bibel.
zu 10. der Leib Jesu ist seine Gemeinde, die Christen, die heutigen Jünger Jesu: Röm 12,4-5 Denn wie wir [die Christen] in einem Leib viele Glieder haben, aber die Glieder nicht alle dieselbe Tätigkeit haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander. 1.Kor 12,12-13+27 Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. [...] Ihr aber seid Christi Leib und, einzeln genommen, Glieder. Eph 5,30 Denn wir sind Glieder seines [Jesu] Leibes.
Fussnoten
- ↑ Swami (oder goswami) ist ein in der Meditation fortgeschrittener indischer Mönch, der seine Sinne zu beherrschen versteht. Manchmal dient das Wort als respektvolle Anrede von angesehenen Priestern und Gurus.
- ↑ Sprüche 28,13
- ↑ Die Göttin der Gelehrsamkeit
- ↑ Der Rig Veda enthält zehn Mantras. Das Letzte dieser Mantras ist gemäss den meisten Sanskrit-Wissenschaftlern als Letztes entstanden. Wenn Sadhu Chellappa es das ‹Herz des Rig Veda› nennt, dann deshalb, weil es Antwort auf die Frage gibt, welchem Gott die Arier dienen und wen sie verehren sollen. Eine Frage, die in den ersten neun Mantras wiederholt gestellt wird.
- ↑ Der Trishul ist eine Art Speer mit drei Spitzen. Die Hindupriester brauchten ihn früher bei der Opferzeremonie, um den Leib des dargebrachten Opfertieres über dem Feuer zu wenden.