Steve McQueen
Ein Leben mit Happy End
Steve McQueen, Filmschauspieler ("Die glorreichen Sieben", "Cincinnati Kid", "Kanonenboot am Yang-Tse-Kiang", "Thomas Crown ist nicht zu fassen", "Bullitt", "Le Mans", "Getaway", "Papillon"), geb. 24.3.1930 in Beech Grove, Indiana, gest. 7.11.1980 in Juárez, Mexico
In Tagen, in denen sich Menschen im Scheinwerferlicht a la »Big Brother-Container« breitmachen, denkt man wehmütig zurück an die Stars mit dem besonderen »Etwas«. So einer war Steve McQueen, der zerknautschte Blonde mit den stechend blauen Augen. Seine Leinwandpräsenz, sein stilles Charisma machten ihn zum bestbezahlten Schauspieler der 60er und 70er-Jahre. Dann wurde es still um ihn.
Sein spektakulärster Rollenwechsel
Als er 1980 im Alter von 50 Jahren starb, hatten die meisten Fans seinen spektakulärsten Rollenwechsel verpasst: den vom Playboy zum Christen. Untypisch für Hollywood, wo Jesus kaum mehr Anhänger hat als in Mekka, Lhasa oder Pjöngjang - aber typisch für McQueen, der sich sowohl in seinen Filmen als auch im Privatleben nicht um Konventionen scherte. Den Durchbruch schaffte er mit dem Kriegsfilm »Die große Flucht« (1963). Unvergesslich auch seine Auftritte als krimineller Millionär in »Thomas Crown ist nicht zu fassen« (1968), als fanatischer Polizist in »Bullit« (1968), als romantischer Bankräuber in »The Getaway« (1972). Immer spielte McQueen den heroischen Einzelgänger, gleichzeitig sanft, gefährlich, etwas paranoid. Dafür brauchte er keinen Schauspielunterricht. Schon als Kind hatte er gelernt, misstrauisch und unabhängig zu sein. Sein Vater verließ ihn, als er sechs Monate alt war. Seine Mutter steckte ihn in ein Erziehungsheim. Die Armee steckte den Berufssoldaten ins Militärgefängnis.
Konkrete Wünsche: schnelle Autos, kecke Bräute
Mit 22 Jahren bekam McQueen die Kurve und landete im Filmgeschäft - für ihn vor allem die Erfüllung der materiellen Wünsche: schnelle Autos, Drogen, kecke Bräute. Dreimal heiratete er. Seine erste Frau, Neale, bescheinigte ihm, er habe ein »schwarzes Loch« statt einer Seele. Um das Vakuum zu füllen, suchte McQueen die extremen Herausforderungen. Gefährliche Szenen in seinen Filmen überließ er keinem Doppelgänger, sondern spielte sie selbst; seine Freizeit verbrachte er mit Auto- und Motorradrennen. Ein Leben auf der Überholspur. Auf die Frage, ob er an Gott glaube, antwortete Steve McQueen Anfang der 70er-Jahre: »Ich glaube an mich selbst.«
ein jamaikanisches Samenkorn
Mit dem legendären Stuntman Stan Barrett hatte Steve auf Jamaika während der Dreharbeiten zu Papillion ein bahnbrechendes Gespräch. Stan war ein Schützling von Hal Needham. Er doubelte Paul Newman und Burt Reynolds und war damals einer der höchst bezahlten Stuntmen. Stan war auch ein ehemaliger Boxchampion und Motocross-Rennfahrer, Inhaber des schwarzen Gürtels in zwei verschiedenen Karate-Stilen, Air-Force-Veteran und, was für Steve am bedeutsamsten werden sollte, ein überzeugter Christ.
Steve kam mit Stan über einen gemeinsamen Freund, Motocross-Legende und Stuntman J.N. Roberts zu sprechen, der sich offen zu seinem Glauben an Jesus Christus bekannt hatte. Für dessen Wandlung hatte Steve anfangs kein Verständnis, er hielt ihn für «übergeschnappt». Stan versuchte ihm zu erklären, welche Wandlung in Roberts’ Leben vor sich gegangen war. Er sagte zu Steve:
«Das ist eine neue, bemerkenswerte und dramatische Erfahrung im Leben von J.N., und er ist ziemlich begeistert davon.» An dieser Stelle ging McQueen ein wenig auf Abwehr und sagte zu Stan, er sei ja auch religiös und ginge ab und zu in die Kirche, aber das müsse man doch nicht so an die große Glocke hängen. Das gab Stan das Stichwort für seine nächste Frage:
«Aber bist du Christ? Es gibt einen Unterschied zwischen Glauben und einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus. Die Teufel glauben auch und zittern[1] ... das sind zwei verschiedene Dinge, Steve.» Sogleich legte Stan noch eins drauf und fügte hinzu: «Nur, weil du in einen Stall gehst, bist du noch lange keine Kuh und kein Pferd, genauso wenig, wie es dich zu einem Christen macht, wenn du in die Kirche gehst.»
Damit waren die Schleusen offen, und eine halbe Stunde lang diskutierten McQueen und Barrett hitzig darüber. «Es war ein sehr intensives Gespräch», erinnerte sich Stan, «und ich gab es ihm ordentlich. Ich ließ ihn auch keine Ausreden machen. Meistens mögen es die Leute gar nicht, wenn man sie so ins Kreuzverhör nimmt, aber Steve ließ es sich gefallen, weil ich sein Gegenüber war. Ich konnte so mit Steve reden, weil er meinen Ruf respektierte. Dafür hatte Paul Newman gesorgt, mit dem Steve befreundet war, ebenso wie Bruce Lee.»
Beeindruckender Fluglehrer
Im Sommer 1979 wollte er noch höher hinaus, wollte fliegen lernen. Dabei beeindruckte ihn seine Fluglehrer, Sammy Mason durch sein unverkrampftes Gottvertrauen. Er erzählte dem Schauspieler von seiner Bekehrung zum Glauben an Jesus Christus. Zur Ruhe kommen, Frieden finden - das wollte auch McQueen. Er begann, die Bibel zu studieren, Gottesdienste zu besuchen, zu beten. Als Nächstes plante er, die Öffentlichkeit über seinen inneren Wandel zu informieren. Kurz darauf diagnostizierten die Arzte eine unheilbare Art von Lungenkrebs. Freunde überredeten den Schauspieler, nach Mexiko zu reisen, um sich dort einer neuartigen Therapie zu unterziehen. Aber die Tumore wuchsen unaufhaltsam.
Besuche beim Superstar
Am 21. Oktober 1980 bekam er Besuch von einem »Wunderheiler«. Das Gespräch, festgehalten auf Tonband, zeigt McQueen als gereiften Christen. Während der Guru an Selbstheilungskräfte appelliert, klagt der Kranke über seine Sünden. Weiterleben will er vor allem, um anderen von seiner Beziehung zu Gott zu erzählen. Dabei zweifelt der frühere Draufgänger: »Ich weiß nicht, ob ich gut genug bin, um für den Herrn zu arbeiten.« Als der Wunderdoktor von Visualisierungstechniken faselt, antwortet McQueen stur: »Ich lege mein Leben in Gottes Hand.« Am 31. Oktober bekam der Superstar erneut Besuch, von einer anderen, lebenden Legende: Billy Graham. Mehrere Stunden lasen die beiden in der Bibel, diskutierten über den Glauben und beteten zusammen. McQueen interessierte sich vor allem für das, was die Bibel über das Leben nach dem Tod zu sagen hat. In seinem Rollstuhl begleitete er den Evangelisten anschließend nach draußen. Seine Abschiedsworte waren: »Auf Wiedersehen im Himmel.«
Am 7. November, unmittelbar nach einer Operation, erlitt er einen Herzinfarkt. Sein Sohn Chad fand ihn tot auf seinem Bett - in einer Pose, so »kitschig«, dass man sie keinem Drehbuchautor hätte durchgehen lassen. Auf der Brust des Verstorbenen lag die Bibel, die Billy Graham ihm geschenkt hatte, aufgeschlagen bei Johannes 3,16: »Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verloren gehen, sondem das ewige Leben haben.«[2]
Einzelnachweise
- ↑ Jak 2,19
- ↑ Markus Spieker: Happy End für einen Leinwand-Helden - Zum 20. Todestag des Filmschauspielers Steve McQueen, 18.10.2000